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Sozialistische Frauenorganisationen, bürgerliche Frauenbewegung und der Erste Weltkrieg : Nationale und internationale Perspektiven
Auteur(s)
Date de parution
2014-3-28
In
Historische Zeitschrift
No
298
De la page
653
A la page
685
Résumé
Die Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs auf die Lebensbedingungen und Lebenschancen von Frauen stellen noch immer ein offenes Forschungsfeld dar. Ähnlich verhält es sich mit der Frage, welche Bedeutung dem Krieg in der Geschichte des seit den 1880er Jahren florierenden und zunehmend international vernetzten Feminismus zukommt. Der Erste Weltkrieg verschärfte das Dilemma, das, folgt man Joan W. Scott, für den Feminismus im Zeitalter des Nationalismus ebenso konstitutiv wie unlösbar war: Das Bekenntnis zur grenzenlosen Solidarität unter Frauen wurde durch die Aufforderung sich bedingungslos hinter die Volksgemeinschaft zu stellen, auf die Probe gestellt. Vertreterinnen des bürgerlichen und des sozialistischen feministische Lagers fanden, so zeigt der Artikel, verschiedene Antworten auf dieses „Paradox des Feminismus“.
Die internationale sozialistische Frauenkonferenz in Bern im März 1915 und der internationale Frauenfriedenskongress in Den Haag Ende April 1915 sind Meilensteine in der Geschichte des feministischen Friedensengagements, an denen sich Grundzüge des bürgerlichen und des sozialistischen Feminismus und der damit einhergehenden Welt- und Gesellschaftsdeutungen ablesen lassen. Die Analyse der Stellungnahmen im Vorfeld und bei Ausbruch des Krieges offenbaren die Unmöglichkeit für die Vertreterinnen beider feministischer Flügel, im Namen des Weltfriedens gemeinsame Front gegen den Krieg zu machen. Der Artikel arbeitet Solidarität, Partizipation und Frieden als gemeinsame Leitwerte der feministischen Friedensbemühungen heraus, zeigt aber auch auf, dass sozialistische und bürgerliche Friedenskämpferinnen mit diesen Begriffen je unterschiedliche Inhalte verbanden. Auf dieser Grundlage war kein gemeinsames Vorgehen möglich.
The effects and outcomes of Word War I on women’s lives are still an open to historical debate. Similarly, the influence of the war on the increasingly international feminist scene is still contested. World War I aggravated feminism’s dilemma in the era of nationalism: namely, that the idea of boundless solidarity between women was challenged by the call for unconditional support for one’s own nation in wartime. This article analyses the different ways in which bourgeois and socialist feminists faced the “paradox of feminism” (Joan W. Scott). The international socialist women’s conference in Berne in March 1915, and the international women’s congress at The Hague at the end of April 1915 can be seen as milestones in the history of feminist activism for peace. Examining these conferences allows us to highlights solidarity, participation and peace as values common to feminists involved in peace efforts, but also demonstrates that socialist and bourgeois peace activists gave different meanings to these key notions. It reveals why it was impossible for both wings of the women’s movement to form a common front against war in the name of peace.
Die internationale sozialistische Frauenkonferenz in Bern im März 1915 und der internationale Frauenfriedenskongress in Den Haag Ende April 1915 sind Meilensteine in der Geschichte des feministischen Friedensengagements, an denen sich Grundzüge des bürgerlichen und des sozialistischen Feminismus und der damit einhergehenden Welt- und Gesellschaftsdeutungen ablesen lassen. Die Analyse der Stellungnahmen im Vorfeld und bei Ausbruch des Krieges offenbaren die Unmöglichkeit für die Vertreterinnen beider feministischer Flügel, im Namen des Weltfriedens gemeinsame Front gegen den Krieg zu machen. Der Artikel arbeitet Solidarität, Partizipation und Frieden als gemeinsame Leitwerte der feministischen Friedensbemühungen heraus, zeigt aber auch auf, dass sozialistische und bürgerliche Friedenskämpferinnen mit diesen Begriffen je unterschiedliche Inhalte verbanden. Auf dieser Grundlage war kein gemeinsames Vorgehen möglich.
The effects and outcomes of Word War I on women’s lives are still an open to historical debate. Similarly, the influence of the war on the increasingly international feminist scene is still contested. World War I aggravated feminism’s dilemma in the era of nationalism: namely, that the idea of boundless solidarity between women was challenged by the call for unconditional support for one’s own nation in wartime. This article analyses the different ways in which bourgeois and socialist feminists faced the “paradox of feminism” (Joan W. Scott). The international socialist women’s conference in Berne in March 1915, and the international women’s congress at The Hague at the end of April 1915 can be seen as milestones in the history of feminist activism for peace. Examining these conferences allows us to highlights solidarity, participation and peace as values common to feminists involved in peace efforts, but also demonstrates that socialist and bourgeois peace activists gave different meanings to these key notions. It reveals why it was impossible for both wings of the women’s movement to form a common front against war in the name of peace.
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